Strom kostet eine Menge Geld. Der durchschnittliche Verbrauch eines Einfamilienhaus liegt bei ca. 4 KWh, also etwa 1.200 Euro im Jahr. Die Stromkosten kennen allerdings nur eine Richtung: Er wird wohl noch teurer!

Im Zuge der Elektromobilität ist davon auszugehen, dass der Strombedarf nochmals kräftig steigt. Gleichzeitig werden die konventionellen Energieträger, vor allem Atom und Kohle, abgebaut. Verbunden mit dem Preisverfall bei PV-Komponenten führt das zu einer immer größeren Nachfrage im Bereich Photovoltaik & den anderen erneuerbaren Energien.
Der Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland liegt aktuell bereits knapp über 50% und steigt in den nächsten Jahren sicher stark weiter.

Umweltschutz, Kostengedanken sowie unsere Entscheidung ein Stromfahrzeug zu kaufen führt zu dem naheliegenden Frage: Können wir umweltmäßig etwas beitragen und gleichzeitig vielleicht Energie & Kosten reduzieren?
Das Elektroauto mit dem Strom der eigenen Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) zu laden, ist eine lohnende Sache. Immerhin kann eine PV-Anlage mit einer Leistung von 5 kWp jährlich bis zu 5000 kWh (Kilowattstunden) Strom liefern. Liegt der Energieverbrauch Ihres Elektroautos bei 17 kWh/100 km, fahren Sie fast 2.500 km im Monat emissionsfrei. Für die Ladung des Elektroautos mit PV-Strom bedankt sich also nicht nur das ökologische Gewissen, sondern auch Ihre Brieftasche.
Quelle: Mobilityhouse.com
Das heißt mit einer PV-Anlage von 8kWp könnten wir praktisch kostenlos unser Haus mit Strom versorgen und gleichzeitig 20.000 km im Jahr umweltfreundlich fahren?
So ungefähr war mein erster Gedanke und ich habe mich gefragt, warum ich mich noch nicht viel früher mit PV beschäftigt habe. Nach unzähligen Stunden, in denen ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, wurde mir klar: Es ist komplizierter als man zunächst denkt.
Motivation in Zahlen
Bei einem durchschnittliches Energiebedarf eines Einfamilienhauses von ca. 4.000 KWh pro Jahr erzeugt eine PV Anlage mit 8 KWp bereits mehr als die doppelte Strommenge. Das zeigen nicht nur theoretische Simulationsrechnungen, sondern auch die „echten Daten“ von Nutzern. Man kann also über den Daumen mit 1.000 (maximal-ertrags-) Sonnenstunden im Jahr tatsächlich rechnen. 1000 x PV-Peakleistung = Jahresertrag
Diese Sonnenstunden liegen jedoch zu einem Großteil im Sommer zwischen 10-17 Uhr. In dieser Zeit steht einem Tagesertrag von ca. 30 KWh einem Strombedarf von etwa 10 KWh gegenüber. Wobei dieser Strombedarf (je nach Haushalt) auch eher in der täglich wenig ertragreichen Zeit liegt, wenn es eben dunkel ist und man das Licht einschaltet. Bei uns ist der größte Verbrauchen jedoch bestimmt nicht das Licht – fast alle Birnen sind bereits mit LED-Technik – sondern Kochen, Waschen, Kühlschrank und PC, TV & Hifi. Völlig anders sieht es natürlich aus, wenn im Strom-Lastprofil eine Wärmepumpe oder Sauna abzubilden ist….
Dumm nur das der Ertrag einer PV-Anlage bei Einspeisung mit <10 Cent pro KWh deutlich geringer ausfällt als der Strombezug mit >30 Cent pro KWh.
Diese Überlegung bereitet den Boden für einen Batteriespeicher. Wobei in der Gemeinde der PV-Spezialisten sehr stark umstritten ist, ob sich dieser wirklich rechnet. Mein Rechenbeispiel dazu sieht so aus:
Mittlerweile bekommt man einen 5KWh Speicher nach Förderung für ca. 2000€ – lassen wir mal die Zusatzkosten für Hybrid-Wechselrichter (WR) und Installation bei der Überlegung erst mal unter den Tisch fallen.
Rechnet man dann mit einer Preisdifferenz pro KWh zwischen Netzstrom und PV-Strom von 30 – 10 = 20 Cent/KWh und einem Akkupreis von 2000€, dann müssen 10.000 KWh sinnvoll „durch den Akku“ gezogen werden, also tagsüber gespeichert und nachts entladen werden. Die Gretchen-Frage ist also, in wieviel Jahre sich diese Investition wohl amortisiert?
Bei 3-4 kwh pro Tag sind das (10.000/3/365 bzw. 10000/4/365) etwa 7-10 Jahre, wenn das Teil ohne Reparaturen durchhält. Man hört und liest von sehr kontroversen Ansichten. Solange die Batteriespeicher allerdings 500€/KWh kosten, ist eine Investition nur in Ausnahmefällen lohnenswert. Der Hype um die Batteriespeicher also eher Geldmacherei der Installateure.
Hinzu kommt eine weitere Überlegung im Bezug auf Elektromobilität. Ein BEV hat minimum einen Akku von 30kWH – wir haben einen eUp bestellt mit genau dieser Akku-Größe. Bei 400€/KWh müsste alleine der Akku des eUP 12t€ kosten. Durch die Förderung ist das BEV mit Akku tatsächlich deutlich günstiger und kann sogar fahren!
Gelingt es also die durch die PV-Anlage geernteten Sonnenstrahlen im BEV (durch dynamische Überschuss-Ladung) zu speichern erhöht sich der Anteil des selbst verbrauchten Stroms (Eigenverbrauchsquote) bei uns möglichweiße auf bis zu 80-90 Prozent. Voraussetzung ist natürlich, dass zum Zeitpunkt des Überschuss-Ertrags ein (oder zwei) BEV im Hof stehen, um den Strom entgegen zu nehmen.
Oder anders ausgedrückt: Gelingt es den Überschuss-Strom in das BEV einzuleiten, so können wir ca. 20.000 km völlig kostenlos und umweltschonend durch die Gegen fahren!
Wirtschaftlichkeit
Der durchschnittliche Endverbraucherpreis für PV-Anlagen bis 10 kWp fiel innerhalb der letzten 10 Jahre um rund 61 Prozent. Pro KWh sind mittlerweile Preise um die 1.200 €/KWh netto ohne Batteriespeicher üblich.

Da ich möglichst viel selbst mache, gehe ich von einem geplanten Anlagenpreis von um die 10t€ aus, der sich bereits in 10 Jahren amortisieren sollte. Bei der Wirtschaftlichkeits-Betrachtung spielt allerdings der Batterie-Akku eine zentrale Rolle, weil er eben so teuer ist und der Nutzen vor allem dann in Frage steht, wenn ein (oder zwei) BEV den (nicht im Haus verbrauchten) Überschuss-Strom der PV-Anlage abnehmen kann (können).
Hindernisse
Das EEG-Gesetz 2021
Man sollte meinen, dass die Regierung an der Verbreitung von PV im Sinne des Klimaschutzes interessiert ist. Nehmen wir mal an dem ist so. Einfach wird es einem aber trotzdem nicht gemacht. Die aktuelle Gesetzeslage wird auf 178 Seiten hier beschrieben.
Natürlich bin und werde ich (noch) kein Spezialist in diesem juristischen Bereich. Dafür gibt es PV-Anwälte wie z.b. die PROJEKTKANZLEI von RA Sebastian Lange. Aber wir müssen ja auch nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen, sondern ich muss nur verstehen:
- Auch mit unserer 8kWp werden wir zwingend gewerblicher Stromerzeuger – ok, schluck!
- Eine Anmeldung dieser zusätzlichen Einkommensart beim Finanzamt ist zwingend erforderlich – auch wenn diese sehr gering ausfallen dürfte (Ich rechne mit einer Einspeisung von weniger als 1500 KWh x 0,1€/KWh = ca. 150€ pro Jahr)
- Die Einspeisevergütung, 70%-Regelung bzw. dynamische Drosselung muss zwingend mit Energieversorger (EV) abgeklärt werden.
- Eine Anmeldung der PV-Anlage ist das Marktstammdatenregister ist vorgeschrieben und Voraussetzung für eine Einspeisevergütung.
- Eine EEG-Umlage auf den selbst genutzten Strom muss erst bei Anlagen ab 30KWp erfasst und abgeführt werden.
- Mieterstrom erscheint mir durch das Gesetz praktisch nicht wirtschaftlich umsetzbar.
- Was wie gemessen oder geschätzt werden darf hat die Bundesnetzagentur für uns Verbraucher in diesem Leitfaden in 85 Seiten kurz zusammengefasst.
Finanzamt
Wie im EEG beschrieben werden wir also Stromanbieter, d.h.
- Ein Vorsteuerabzug meines PV-Projektes ist möglich und ggf. sinnvoll
- Die erhaltene Einspeisevergütung ist grundsätzlich umsatzsteuerpflichtig. Das bedeutet wir müssen eine USt-Vorauszahlung und eine jährliche USt-Erklärung leisten. Nach 5 Jahren wechselt man sinnvoller Weiße in die Kleinstunternehmer-Regelung.
- Oder man „verschenkt“ den Vorteil des Vorsteuerabzugs, betreibt für das Finanzamt „Liebhaberei“ (keine wesentliche Gewinnerzielungsabsicht) und wechselt gleich in die Kleinstunternehmerregelung.
Prolog
Wenn das Ganze trotzdem für euch immer noch reizvoll ist, dann begleitet mich gerne auf meinem Weg eine solche Anlage optimal zu planen und zu bauen. Meine Anlage ging im Juni 2021 live und ich bin absolut und mehr als zufrieden. Wir sind seitdem praktisch autonom unterwegs, d.h. wir speisen etwa die 4-fache Menge in das Netz ein und haben kaum noch Strombezug. Also Kostenneutral. Zudem laden wir unser Elektroauto kostenlos!
Erste Auswertungen finden sich hier.
Gerne erhalte ich Kommentaren und Fragen auf meinem Weg vom Greenhorn zum Spezialisten. Vielleicht habt ihr ja ähnliches vor oder hinter euch?
Viel Spaß beim lesen!